Technische Klang-Bild-Transformation

2 Die Lichtton-Technik

Ersten Berichten über fotografische Klangaufzeichnungsversuche aus dem frühen 19. Jahrhundert ist zu entnehmen, wie Daguerre-Platten mittels eines an einer Aufnahmemembran befestigten Spiegels belichtet wurden. Die Entdeckung der fotoelektrischen Eigenschaften von Selen[4] im Jahr 1873 führte zur Entwicklung der Fotozelle, die schließlich beim Tonfilm dazu verwendet wurde, Schwankungen der Lichtstärke in Schall umzuwandeln. Die Grundlagen für das Lichttonverfahren legten Ernst Ruhmer und Eugène Augustin Lauste. Zu ersten Lichtton-Vorführungen kam es 1916 durch Dénes von Mihály, 1921 durch Sven Berglund und 1922 durch Joseph Tykociński-Tykociner sowie Hans Vogt, Joseph Massolle und Joseph Engl, die bekannt wurden als Tri-Ergon-Gesellschaft.

Tonfilm stellt das erste Speichermedium für Klang und Bild dar: Auf dem Zelluloidstreifen sind sowohl das auf der Zeitachse entfaltete Bildgeschehen als auch der Lichtton, das optisch aufgezeichnete Klanggeschehen, gespeichert. Im Zuge der Entwicklung des Tonfilms haben sich mehrere optische Klangaufzeichnungsverfahren herausgebildet, die sich zwar hinsichtlich ihrer medientechnischen Details unterscheiden, aber bezüglich der Prinzipien der audiovisuellen Übertragung vergleichbar sind. Die oszillografische Transversalschrift[5] hat sich als Standardverfahren etabliert.

Hierbei wird zunächst der aufzuzeichnende Schall mit einem Mikrofon in elektrische Spannungsschwankungen gewandelt. Die Übertragung des Signals ins Lichtbild leistet ein elektromagnetisch bewegter Spiegel, der entsprechend der vom Schall ausgelösten Spannungsschwankungen vibriert. Dieser schwingende Spiegel reflektiert einen Lichtstrahl, der die Vibrationen als Tonspur zwischen Bildkader und Perforation auf den vorbeilaufenden Zelluloidstreifen abbildet. Somit wird Klang als oszillografische Kurve aufgezeichnet, gewissermaßen fotografiert.[6] Die belichtete Tonspur weist eine zum Schalldruckpegel proportionale Transparenz auf: Bei hoher Amplitude ist sie durchlässiger. Nach entsprechend umgekehrtem Schema verläuft die Abtastung der Kurve bei der Wiedergabe des Films. Eine elektrische Lichtquelle durchleuchtet die im Projektor vorbeiziehende Tonspur und trifft auf eine dahinterliegende Fotozelle, welche in Abhängigkeit von der Menge bzw. Intensität des auftreffenden Lichts Wechselspannung erzeugt. Diese Spannungsschwankungen werden mittels Verstärkerröhre und Lautsprecher hörbar gemacht.

Der britische Elektroingenieur Willoughby Smith machte die Entdeckung, dass das chemische Element Selen durch Lichtveränderung seinen elektrischen Widerstand ändert.  
auch Zackenschrift genannt.  
Walter Ruttmann wollte sein experimentelles Hörspiel Weekend (1930), das durch Montage optisch aufgezeichneter Klänge entstand, demnach als fotografische Hörkunst verstanden wissen, siehe Jeanpaul Goergen, Walter Ruttmanns Tonmontagen als ars acustica, Massenmedien und Kommunikation 89, Siegen 1994, S. 25.  
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