Musiktheater

Jede Form des Musiktheaters beruht auf einer Verbindung von musikalischer Klanggestaltung und einem visuell dargestellten Geschehen auf der Bühne. Grundsätzlich kann Musiktheater nur als kollektives Werk mehrerer Künstler entstehen. Bereits in der Zusammenarbeit von Komponist und Librettist unterscheidet sich das Musiktheater von anderen musikalischen Gattungen, denn der Text des Musiktheaters kann nicht einfach aus anderen literarischen Vorlagen übernommen werden. Das Libretto wird entweder vollständig neu entworfen oder ist eine Bearbeitung oder Adaption einer literarischen Vorlage.

Während die Verbindung von Musik und Literatur als gesungener Text eine Konstante darstellt, die sich in der Regel sehr präzise in einer Partitur notieren lässt, unterliegt die Verbindung von Ton und Bild keiner allgemeingültigen Normierung bzw. Notationsmethode. Die Beziehung von Ton und Bild im Musiktheater wird daher in den meisten Fällen erst in der jeweiligen Aufführung realisiert. In der Moderne entwickeln sich integrale Konzepte des Musiktheaters, die darauf zielen, nicht nur die musikalischen Elemente, sondern auch die visuelle Darstellung in einem künstlerischen Gesamtentwurf zu bestimmen, wie Wassily Kandinskys Der Gelbe Klang oder Arnold Schönbergs Die Glückliche Hand zeigen.

Mit den Nachkriegsavantgarden mündeten diese Bestrebungen in ein gattungs- und medienübergreifendes experimentelles Musiktheater, bei dem Aspekte der Unbestimmtheit, Improvisation und Interaktion bis in die Gegenwart eine verstärkte Rolle spielen.