Konzeptuelle Verknüpfungen von Ton und Bild

4 Presence and Place

Gegen Ende der 1960er Jahre unter dem Begriff der Konzeptkunst gefasste Werke von KünstlerInnen wie Hanne Darboven und Sol LeWitt lassen nicht nur den Einfluss intuitions-und zufallsbasierter Verfahren erkennen. Ebenso waren Strukturprinzipien etwa der Minimal Music Steve Reichs von bedeutendem Einfluss für eine künstlerische Richtung, die das Primat des Visuellen in der bildenden Kunst zu überwinden suchte. [5]Auch wenn es sich hierbei nicht im eigentlichen Sinn um Klang-Bild-Verknüpfungen handelt, waren für serielle Konzeptkunstformate Kompositionsverfahren wie das Phase Shifting, etwa bei Sol LeWitts Incomplete Open Cubes (1974), unabdingbar. Statt Raum und Zeit (in der Tradition des Illusionismus) darzustellen, erkannten KünstlerInnen in repetitiven Verfahren die Möglichkeit sinnlich-phänomenal erfahrbarer Verräumlichung und Verzeitlichung. An die Stelle eines linear-organischen Zeitbegriffs trat nun ein an presence place orientiertes Konzept der Synchronizität im Sinne räumlich platzierter Zeit. Der von Pamela Lee nachgewiesene Rekurs des seriellen Werkverfahrens LeWitts auf auf Strukturprinzipien der Minimal Music ließ für die visuelle Kunst nicht nur das Moment der in-situ-Produktion, d. h. für den spezifischen Ort der Präsentation entworfene Werkmodelle, denkbar werden, sondern auch eine Dezentrierung der Werkstruktur, insofern das lineare Prinzip des Nacheinander mit dem akkumulativen Prinzip des Nebeneinander verschränkt wurde: Ein Moment, das auf eine reale Zeit- und Raumerfahrung als einer rekursiven Struktur zielte, deren Rhythmus Formimpulse generieren sollte.[6]

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