Audiovisuelle Live Performance

6 Live Cinema

Live Cinema wird üblicherweise in einem Setting aufgeführt, das gleichzeitig an Konzert und Kinovorführung erinnert. Die Performances finden oft im Kontext von kunstbezogenen Veranstaltungen oder Orten statt, wie z. B. in einem Theater im Rahmen eines Kunstfestivals. Im Gegensatz zum Club-Event, bei dem Musik und Visuals ausschließlich dazu dienen, eine Umgebung zur Unterhaltung des Publikums zu schaffen, nehmen die Besucher einer Live-Cinema-Performance meist in Sitzreihen Platz und konzentrieren sich ganz auf die Aufführung. Dieses stark kontemplative Rezeptionsmodell veranlasst Künstler immer wieder, über die Dauer der Performance ein locker narratives Gerüst visuell zu entwickeln. HC Gilje vom Live-Cinema-Ensemble 242.pilots weist dazu darauf hin, dass Zuschauer in diesem Setting oft ihre eigenen Erzählungen in die Interpretation einbringen, ganz unabhängig von den Absichten der Künstler. In ähnlicher Weise tendiert auch die Musik in Live-Cinema-Shows zu einer linearen Entwicklung und wird oft speziell für die Live-Cinema-Performance entwickelt. In einigen Fällen kreiert ein und derselbe Künstler sowohl Musik als auch Visuals – Ryoichi Kurokawa ist ein Beispiel dafür. Auch dort, wo Musiker für die Musik und Visual Artists für die Bilder zuständig sind, arbeiten beide oft eng zusammen.

Live Cinema und VJing schließen einander keineswegs aus und die Grenzen zwischen beiden sind oft schwer zu ziehen. Auch vielen VJs geht es zum Beispiel nicht um eine einfache Illustration der Musik, sondern um die Entwicklung von narrativen Momenten. Ebenso gibt es keine einheitliche Standarddefinition zur Unterscheidung von Live Cinema und VJing und nicht alle Performances sind kategorisierbar: Es gibt audiovisuelle Performances, die weder eindeutig dem Live Cinema noch dem VJing zugeordnet werden können. Manche KünstlerInnen, wie z. B. VJ Oxygen (Olga Mink), wechseln gezielt zwischen den verschiedenen Genres für ihre audiovisuellen Performances hin und her.

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