Ryan

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Filmstill aus Ryan (2004) von Chris Landreth
© Copper Heart and National Film Board of Canada

In dem 3-D-Computeranimationsfilm Ryan (2004) verbindet der Regisseur Chris Landreth Techniken aus den Bereichen Audio und Video zu einem Werk, das sowohl dokumentarisch als auch tagebuchartig ist: Ein Interview im herkömmlichen Frage-Antwort-Format, Voice-over, Fotos und Filmmaterial verstärken den Dokumentationscharakter, während die Art der Tonmischung, manipulierte Stimmen und stark stilisierte Visuals Raum für subjektives Erleben schaffen. Ryan ist vordergründig ein Porträt des Animationskünstlers Ryan Larkin, der Film dient dem Regisseur aber auch dazu, sich mit der Fragilität seiner eigenen seelischen Verfassung und dem Drogenmissbrauch seiner Mutter Barbara Landreth – ihr ist der Film gewidmet – auseinanderzusetzen. Ryan entstand am National Film Board of Canada, wo Larkin als vielversprechender junger Animationskünstler arbeitete, bevor ihn Drogen, Alkohol und schwere psychische Störungen aus der Bahn und auf die Straße warfen.

In der Einstiegssequenz von Ryan spricht der Regisseur des Films über seine eigene Vergangenheit; die Szene ist durch Computereffekte verfremdet und eröffnet eine introspektive Passage, die nach einem schnellen Abstecher durch Landreths Gehirn in einem verstörenden Schrei kulminiert. Dann wechselt die Tonspur des Films zu einem einigermaßen konventionellen Dokumentarfilm: Musik begleitet die Titelsequenz und Landreth spricht im Voice-over über Larkins Leben. Es folgt ein Interview zwischen den beiden Männern. Dabei bleibt das animierte Bild aber hochgradig stilisiert – Larkin hat z. B. nur Fragmente eines Gesichts, die frei im Raum schweben und gelegentlich im Hintergrund einfrieren. Gegen Ende des Films wird der Ton ganz impressionistisch, während Landreth laut seinen Gedanken nachgeht. Ungegenständliche Geräusche treten an die Stelle von realistischem Ton und untermalen Fotos der Mutter des Regisseurs; der Film bewegt sich innerhalb seines subjektiven Bewusstseins. Auf diese Weise wird der Standortwechsel zwischen objektiver äußerer Welt und subjektiver innerer Welt in Ryan weitgehend mit den Mitteln der Tongestaltung bewerkstelligt.