Tanz als Audiovision

7 Postmodern Dance und Tanztheater

Die Gruppierung Judson Dance Theater gründet sich 1962 in der Folge einer Kompositionsklasse des Cage-Schülers Robert Dunn. Erste Präsentationen nennen sich Concerts of Dance. Choreografen wie Yvonne Rainer und Steve Paxton machen, analog zu Cages Rahmung von Alltagssound und Stille als ausdrucksvollen Klangräumen, daily movements und die Bewegung des Passantenkörpers kunstfähig.[44] Der Rhythmus wird als allgemein wirksames Prinzip begriffen, etwa wenn sich in Paxtons Contact Improvisation Tanz aus hierarchiefreies Aktions-Reaktionsgefüge zwischen Partnern ergibt. Auf Musik wird häufig verzichtet. In seinem Stück Grass Field (1966) verwendet Alex Hay verstärkte Geräusche aus dem Körperinneren. Spätere Concerts of Dance haben den Charakter von Happenings und sind in Pop-Art und Fluxus-Festivals integriert.[45]

Im Tanztheater entspricht der Umgang mit Sound seinem szenischen Prinzip der Collage und Montage. Alltägliche Bewegungen und alltägliche Gebrauchsmusik werden mit unterschiedlichen Stilen, Genres und Epochen gegeneinander geschnitten. Eine durchgehende Vorlage ist selten; Ausnahmen bilden Pina Bauschs Blaubart (1978) als Umsetzung von Béla Bártoks Oper Herzog Blaubarts Burg oder Reinhild Hoffmanns Inszenierung von Schönbergs Erwartung (1980). Bei Bausch werden Lieder und Songs live von den Tänzern gesungen oder funktionieren als erzählerisches Element wie in Kontakthof (1978).[46] Die Musik dient als Textebene und atmosphärische Grundierung für Bilder für das, was Menschen bewegt.[47] Auch das Tanztheater von Susanne Linke oder Johann Kresnik bezieht Position gegen den abstrakten Tanz.

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